Alles auf Neu-Anfang?

Alles auf Anfang


Es ist August 2020 und eigentlich sollte mein Neuanfang in Hamburg im April 2020 starten. Dann ist es halt ein anderer Monat der mit dem Buchstaben A anfängt, denke ich mir. Und da meine Name Alice auch auf A beginnt, sind es ja schon aller guten Dinge drei. So locker und leicht habe ich das nicht immer gesehen.

Der richtige Zeitpunkt, etwas Neues zu starten ist aber doch genau jetzt. Richtig?

Gestern ist vorbei und morgen ist noch nicht da.

So hört und liest man es in der spirituellen Welt : „Sei im Hier und Jetzt und dann geht es dir gut“. So einfach funktioniert das aber nicht. Denn genau in diesem Moment, in dem ich die Zeilen schreibe, denke ich schon daran, wie ich sie veröffentlichen werde. Das wiederum ist ein Zeitpunkt in der Zukunft. Du merkst schon, es ist gar nicht so einfach im Hier und Jetzt zu sein. Vor allem für jemanden wie mich, der immer alles geplant hat in seinem Leben.
Nun gut, es ist nicht so, dass ich nichts mehr plane aber irgendwie gehe ich anders damit um.

Der Plan ist, es gibt keinen Plan

Diesen Spruch hat mir Bekannte noch im März 2020 im Sivananda-Ashram in Indien mitgegeben. Das war einen Tag vor meiner verfrühten Abreise in eine ungewisse Zukunft.

Geht es dir auch so, dass du einen Spruch hörst und denkst: „Ja, das stimmt“. Es dann aber Jahre dauert bis du es wirklich verstanden hast, was dahinter steht?
So geht es jedenfalls mir. So langsam dämmert mir, was damit gemeint ist, dass es keinen Plan gibt. Egal was ich plane, es wird im Moment gefühlt von außen bestimmt, ob es stattfindet oder nicht. Bereits kurz nach meiner Rückkehr aus Indien, Mitte März 2020 schwant mir in einem Blogeintrag „Alles nach Plan?“, dass meine Pläne nicht mehr so umsetzbar sind, wie ich es mir mal vorgestellt habe.
Anstatt aktiv mit meinem Projekt der Mantra-Welle zu starten wurde ich dazu gezwungen mich auf eine aktuelle Herausforderung in Malaga zu konzentrieren. Aufgrund dieser Situation habe ich mich im Mai 2020 dazu entschlossen, meinen Wohnsitz dort aufzugeben. Natürlich wollte ich diese Entscheidung auch direkt in die Tat umsetzen. Doch das war nicht so einfach. Ich hatte zwar zum ersten Mal keinen Flug im vor raus gebucht, wäre aber auch egal gewesen, da eh alle Flüge nach Malaga ab Mitte März ständig storniert oder verschoben wurden. Ich wollte bereits im Juni in Malaga sein, um dort mein Haus auszuräumen und meine liebsten Dinge nach Hamburg zu bringen. Von drei gebuchten, stornierten und neu gebuchten Flügen, habe ich dann endlich zwei wahrnehmen können und bin schlussendlich im Juli nach Malaga geflogen. Es war sicher keine Freude wochenlang zu warten, bis ich endlich fliegen kann, doch es hat mir nichts mehr wirklich ausgemacht. Und das ist neu für mich. Früher hätte ich mich wahnsinnig geärgert, wenn nicht alles nach Plan läuft. Heute sage ich mir: „Der Plan ist, es gibt keinen Plan“.
Als ob ich es gewusst hätte, habe ich bereits im August letzten Jahres entschieden nicht mehr so viel zu planen. Das war der Zeitpunkt an dem ich mich dazu entschieden habe meine Basis nach Hamburg zu verlegen und von dort aus zu reisen. Wobei ich schon zu dieser Zeit weniger, bzw. gar nicht mehr fliegen wollte. Zum einen bin ich nicht wirklich ein Fan vom Fliegen, zum anderen ist mir eine nachhaltige Lebensweise wichtig und die lässt sich nun wirklich nicht mit der (Viel-)Fliegerei vereinbaren.
Normalerweise buche ich im November/Dezember schon alle Flüge für das kommende Jahr. Die meisten Feierlichkeiten und Festivals stehen ja zu diesem Zeitpunkt schon fest. So hatte ich die letzten Jahre immer schon eine grobe Jahresplanung für meine Reisen.
Dieses Mal hatte ich nur eine Flug gebucht und zwar nach Sri Lanka mit einem Zwischenstop in Indien. Ich wollte noch mal nach Sri Lanka, um meiner Mutter die Insel zu zeigen und dann im Pure Nature Ayurveda House Yoga zu unterrichten. In Indien hatte ich noch einen Wunsch offen, einmal den Sivananda-Ashram in Kerala, Südindien zu besuchen. Und ich bin sehr froh, dass ich diese Reise im Januar 2020 angetreten bin. Ich bin nicht mal traurig, dass ich aufgrund der weltweiten Krisensituation im März, zwei Wochen früher nach Hause, nach Hamburg, geflogen bin. Denn ich habe alles erlebt, was mir wichtig war.


Als ob ich es geahnt hätte…


Nach so vielen Jahren Hin- und Her-Fliegen zwischen Deutschland und Spanien, plus die ganzen Flüge zu Ausbildungen, Retreats und Festivals auf der ganzen Welt bin ich des Fliegens müde. Dazu kommt, dass ich letzten Sommer so viele Ausbildungen, Retreats und Festivals besucht habe, dass ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ich das was wonach ich suche da nicht mehr finden kann. Ich durfte bereits so viele inspirierende Lehrer auf meiner spirituellen Reise kennen lernen doch war ich an einem Punkt an dem ich nicht mehr viel Neues lernen konnte. Ich sehe mich immer noch als Schüler und „man lernt ja bekanntlich nicht aus“. Doch ich fühlte, dass in meinem Leben der nächste Schritt ansteht.

Vom Schüler zum Lehrer

Zu lange dachte ich, dass ich nicht fertig bin. Dass ich noch ein Retreat brauche, noch eine Ausbildung, noch ein Festival. Zum einen unterrichte ich seit 10 Jahren Yoga, zum anderen fühle ich mich immer noch als Schüler. Kann ich denn nicht Beides sein? Ewiger Schüler aber auch bereit das Erlernt und Erlebt weiter zu geben?

Kennst du das, dass du denkst, du bist noch nicht genug?

Ich bin jetzt an dem Punkt, dass ich mir genug bin. Ich brauche nicht mehr im Außen suchen. Ich brauche nicht mehr die ganze Welt zu bereisen, um mich zu finden. Meine Reisen finden jetzt nach Innen statt. Ich genieße es immer mehr, mich vom Äußeren zu verabschieden.

Schon seit Jahren habe ich zum Beispiel aufgehört zu konsumieren. Das bedeutet für mich, dass ich nur noch das kaufe, was ich wirklich brauche. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich in dieser Form des Minimalismus angekommen bin. Schlussendlich gebe ich mein Geld nur noch für Essen, Reisen und „notwendige“ Dinge, wie z.B. Geräte und Musikinstrumente aus. Es gibt halt ein paar Dinge, die ich einfach für mein Leben und meine Berufung „brauche“. Auf das Essen kann ich nur zeitweise verzichten, wenn ich z.B. faste. Dazu mehr im nächsten Blog-Eintrag. Bleiben noch die Flug-Reisen. Auf das (Fern-)Reisen kann ich jetzt auch verzichten, habe ich doch gerade meine letzte Wunschreise nach Sri Lanka und Indien gemacht. Aber kann ich auch auf Kurz-Flüge verzichten?
Schon in Sri Lanka dachte ich mir, dass es sich nicht mit meiner nachhaltigen Lebensweise vereinbaren lässt, ständig zwischen Malaga und Hamburg hin und her zu fliegen. Ich hatte mich zwar bereits entschieden, meinen Lebens-Mittelpunkt nach Hamburg zu verlagern, wollte aber meine „zweite Heimat“ nicht aufgeben. Dann kommt die globale Krisensituation und zwingt mich dazu eine Entscheidung zu treffen, die eh irgendwann angestanden hätte.

Der Neuanfang

Ich habe mein Leben in Malaga nach 10 Jahren komplett aufgegeben und alle meine Sachen nach Hamburg bringen lassen. Der Gedanke, dass ich da ein Haus habe gefällt mir einfach nicht mehr. Zum einen zwingt es mich immer wieder nach Spanien zu fliegen, zum anderen haben wir jetzt gelernt, dass Flüge einfach von einem auf den anderen Tag gecancelt und Grenzen geschlossen werden. Das ist nicht die Zukunft, wie ich sie mir vorstelle. Ich habe mich von dieser Lebensplanung befreit.
Denn genau das ist es, was ich unter „Der Plan ist, es gibt keinen Plan“ verstehe. Pläne sind dazu umgeworfen zu werden. Natürlich es sinnvoll Ideen und Visionen zu haben und diese zu leben. Doch „wie“ sie umgesetzt werden, dass können wir nicht 100% planen. So funktioniert die Welt einfach nicht. Dafür gibt es zu viele Faktoren, die von Außen und Innen in unsere toll geschmiedeten Pläne hineinspielen. Ich habe es am eigenen Leibe erlebt und daher vom „weit in vor raus Planen“ befreit. Ich konzentriere mich jetzt mehr auf das was ist und trainiere jetzt mehr und mehr meine Achtsamkeit im Alltag.

Mein neues Leben beginnt Hier und Jetzt!

Und genau Jetzt im August geht es auch endlich los mit Kirtan, Workshops und Ausbildungen. Ich freue mich so sehr, endlich wieder mit Menschen zu arbeiten und all das zu Teilen, was ich bisher auf meinem Lebensweg lernen und erfahren durfte. Ich freue mich sehr dafür das Anjali-Yoga in Hamburg als Partner-Studio gefunden zu haben. Von da aus kann ich die Mantra-Welle endlich starten. So wie sich Wasser seinen Weg sucht, so wir auch diese Welle ihre Wege finden. Ich gebe den Anstoß und dann schau ich mal, wohin mich die Reise führt. So oft schon haben wir die für April geplanten Events immer wieder verschoben und jetzt geht es endlich los. Vielleicht war das ja auch alles für etwas gut? Passiert nicht alles genauso wie und wann es soll?
Nachdem ich mich von meinem Haus in Malaga getrennt habe, kann ich mich jetzt auch voll und ganz auf mein Leben hier in Deutschland konzentrieren.
Mit der Jubiläumswoche im Anjali-Yoga startet die Kirtan-Welle am 21. September 2020 im Eilbeck-Park. Damit erfüllt sich mein Wunsch den ersten wöchentlichen Kirtan in Hamburg zu etablieren. Und da ich ja jetzt voll und ganz hier bin, kann ich mich auch voll dafür verpflichten. Und sollte ich mal nicht da sein, denn Pläne ändern sich ja, dann habe ich so viele tolle Kollegen die dann für mich einspringen können.

Nichts ist so konstant wie die Veränderung

Ich möchte mehr und mehr im Einklang mit der Natur und den natürlichen Gesetzen leben. Ich möchte singend und tanzend durch das Leben gehen und mich nicht mehr im starren Gerüst der Planungen verlieren.

Alice Radha tanzend

Der erste Mantra-Workshop zum Thema Ganesha war ein voller Erfolg und ich freue mich schon auf die nächsten Workshops und die Ausbildungsmodule. Natürlich gibt es dafür feste Daten, wenn sich aber doch was ändern sollte, dann nehme ich es nicht mehr so schwer wie früher. Das hat sich für mich geändert, die Akzeptanz für die Veränderungen im Leben ist größer geworden. Diese neu gewonnene Freiheit möchte ich nicht mehr missen. Denn sie ist es, die mir auch die Möglichkeit gibt alles zu tun, was ich möchte. Ganz ohne Plan.

Ist für dich der August auch ein Neu-Anfang?

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